Am 11.11.2022 erschien die zweite Staffel der deutschen Mockumentary-Serie Die Discounter. Die Amazon Prime Video-Serie handelt von so vielem: Party, Eifersucht, Liebe und mehr. Der Unterschied zu anderen Serien liegt allerdings darin: Es spielt in dem Supermarkt Feinkost Kolinski in Hamburg-Altona.
Bevor die Serien-Premiere der zweiten Staffel im Rahmen des Seriencamps 2022 stattfand, traf ich mich mit Klara Lange, Oskar Belton, Emil Belton und Bruno Alexander, um ihnen ein paar Fragen zu stellen.
Klara Lange ist eine deutsche Schauspielerin, welche die Rolle der Pina verkörpert. Pina ist die stellvertretende Filialleiterin und über die Folgen der ersten Staffel lernt man immer mehr von ihrer Person kennen.
Oskar Belton, Emil Belton und Bruno Alexander, auch bekannt als “Kleine Brüder” Die kleinen Brüder, übernehmen neben dem Schauspielern ebenfalls externe Funktionen, wie die Kreativ-Produktion. Sie sind also nicht nur für das Drehbuch und die Regie zuständig, sondern setzen auch die finalen Schnitte.
Die Serie lässt in den Alltag hinter den Supermarktkulissen blicken. Was passiert in den Mitarbeiter Pausen? Wie ist die Dynamik zwischen den MitarbeiterInnen? All das wird erzählt. Doch wie ist es jetzt für die Schauspieler und Schauspielerinnen im privaten Leben einkaufen zu gehen, nachdem sie wissen, was backstage alles passieren könnte?
Für Bruno ist das Einkaufen nun nicht mehr dasselbe: „Wir schreiben immer eine Notizenliste und da schreiben wir die Ideen auf, die uns so einfallen.“ Und so auch im Supermarkt. Statt eine Einkaufsliste zu führen, führen sie eine Liste mit neuen Ideen, die durch die verschiedenen Einflüsse des Supermarktes zustandekommen. „Einkaufen dauert oft doppelt so lang“, betont Emil. Ähnlich ergeht es auch Klara. Sie merke sich Situationen, die im Supermarkt während ihres Einkaufes geschehen oder ertappt sich dabei, wie sie KassiererInnen beobachtet. Auch die Unterhaltungen der ArbeiterInnen sähe sie bereits als Filmszene und denke darüber nach, wie man das in der Serie umsetzen könnte.
Die MitarbeiterInnen haben eine eigene Art zu kommunizieren, so Oskar. Genau das haben sie in Staffel eins und zwei versucht einzubauen: Zahlreiche Codewörter, die intern verstanden werden, aber als Außenstehende überhaupt keinen Sinn ergeben: „Tanzfläche“
Um ein authentisches Setting zu kreieren, haben die kleinen Brüder selbst Erfahrungen im Supermarkt gesammelt. Emil erklärt: „Es gibt drei Story-Punkte, die wir unbedingt erfüllen wollen: Wir wollen authentisch sein, spezifisch sein und den Figuren treu bleiben.“
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Doch sie sammeln nicht nur selbst Eindrücke und Aktionen im Supermarkt, auch von Personen, die im Supermarkt gearbeitet haben, erfahren sie Schockierendes. Es sei zum Teil so widerlich, dass man die Geschehnisse vergessen müsse, um wieder in dem Supermarkt einkaufen zu gehen.
Und trotz der Freiheiten, die Amazon Prime Video ihnen gibt, nehmen sie nicht alle Ideen ins Drehbuch auf. Der Grund: Manches sei schon so auf den Gag gesetzt, dass man es nicht glauben würde. „Ein spezifisches Beispiel ist, wir haben von einem Typen ein Überwachungsvideo gezeigt bekommen, der da gearbeitet hat, früher im Supermarkt, und das hat gezeigt, wie ein Typ auf dem Gang einfach die Hose runterzieht und in ein Sixpack Bier reinkackt“, führt Oskar an. Doch der Ekel bleibt nicht ganz aus, verrät er auch.
Das Ideensammeln für das Drehbuch zählt zu einer Aufgabe, das Schauspielern zur Anderen. Aber was können sich die drei gar nicht vorstellen, am Set zu machen?
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Bruno kann sich nicht vorstellen, die Regieassistenz zu machen. Umso mehr Respekt gälte Tom Sielski, der die Regieassistenz am Set übernimmt. Man brauche viel Energie, um das Team zusammenzuhalten und dafür sei ein lautes Stimmorgan nötig.
„Ich könnte mir nicht vorstellen, den Ton zu machen. Denn der Ton ist so, wie der Torwart beim Fußball“, sagt Emil. Es werde beim Ton zu viel gemeckert und selten gelobt, denn aus eigener Erfahrung fällt nur auf, wenn etwas falsch mit dem Ton ist. Oskar stimmt ihm zu. “Unser Tonmann Tim hat am Ende, wie alle anderen, einen großartigen Job gemacht. Deswegen hier ein Lob für dich Tim.” Aber auch die Kamera sei von großer Bedeutung, denn das Seherlebnis sei genauso wichtig wie das Hörerlebnis.
Als Schauspielerin erlebt Klara viel, aber was kann sie sich am Set sonst noch vorstellen zu machen? Sie sagt, sie sei komplett fürs Schauspielern und es fiel ihr schwer zu sagen, was sie sich neben dem Schauspielern vorstellen könne. Aber wenn sie sich entscheiden müsse, lägen ihre Interessen in Richtung Regie oder Regieassistenz: „Einfach noch mehr von außen gucken zu können, wie man eine Szene inszeniert und wie man Schauspieler und Schauspielerinnen dabei unterstützt das Beste aus sich rauszuholen, um die Geschichte gut zu erzählen.“
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Die Serie ist bekannt für die lustigen und unangenehmen Unterhaltungen. Ich fragte nach einem Einblick in die lustigsten Momente der zweiten Staffel. Sie erzählen mir, sie legen sogenannte „Bomben“: Sie enthalten SchauspielerInnen etwas vor, was nur sie wissen.
Achtung Spoiler:
Ihnen fällt direkt ein lustiger Moment aus der sechsten Folge ein. In einer Szene will Frau Jensen (Doris Kunstmann) Peter (Ludger Böckelmann) sexuell küssen. Und genau dort legten sie eine Bombe: Die Rolle Peter wusste nichts von dem Vorgang. Allerdings ist die Szene ist ein Outtake geworden, weil Ludger sofort angefangen hat zu lachen.
Spoiler Ende
Oskar fällt noch etwas Lustiges ein, was während des Drehs der Staffel geschah: „Es kam mal eine normale Person rein, die nichts mit dem Dreh zu tun hatte und wollte da einkaufen.“ Der Eingang sei nicht geblockt gewesen und sie käme einfach rein. Auf die Rückfrage, ob die Person tatsächlich etwas gekauft hat, erwidert Oskar, sie wollte etwas kaufen, wurde dann aber zum Ausgang geführt.
Selbst Klara, die gerade für die Szene bereitstand, wurde gefragt, wo man bestimmte Artikel im Supermarkt finden könne. Das zeigt wohl, wie authentisch das Setting der Serie wirklich ist.
Achtung Spoiler für die 2. Staffel:
In der vierten Folge der neuen Staffel erwartet uns ein Überraschungsgast. In der Kolinski Filiale in Hamburg-Altona kauft niemand geringeres ein als der Fußballer Mats Hummels. Hat der Weltmeister sich verfahren oder wie kam es zu dem Einkauf?
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Der Kontakt entstand über Instagram, als Mats Hummels die Discounter in seiner Story erwähnte. Bruno repostete es und lud danach das Interview seiner Figur Titus hoch, wo Titus sagt, ich hasse Fußballer. Daraufhin ergab sich eine Unterhaltung, in der Mats Hummels gefragt wurde, ob er mal gerne bei Kolinski einkaufen würde. Mats Hummels meinte, er sei sofort dabei und habe richtig Bock, so Bruno.
Die Aufregung war groß, erzählt Klara mir. Doch nicht nur für die SchauspielerInnen, sondern auch Mats Hummels war aufgeregt. Schauspieltipps hat der Weltmeister wohl nicht gebraucht, sagt Klara: „Er hat auch gar nicht viel gefragt. Als die Kamera an war, hat er von sich aus sogar krass die Szenen angeführt und hatte richtig Bock zu improvisieren.“ Der Fokus lag also nicht daran, Tipps am Schauspielern zu geben, sondern viel mehr auf den Spaß und auf das Fußballspielen: „Es war wie mit einem Kollegen.“
Spoiler Ende
Die Improvisation steht im Mittelpunkt der Amazon Prime Video Serie. Der Reiz, sich für die Herangehensweise zu entscheiden, war, dass sie der Meinung sind, Improvisation ist authentischer als ein Drehbuch. Es sei ein Werkzeug, um die Figuren noch dreidimensionaler und echter zu erzählen. Emil gibt zu verstehen: „Jede Figur bringt seine eigene Sprache und sein eigenes Erleben mit und wenn du als Autor denen die Sätze in den Mund legst, dann hast du davon ganz viel von verloren, was die Personen selbst mitbringen von ihrem Wesen.“ Die Authentizität sei mit einem Dialog verschwunden.
Für Klara spreche nichts gegen ein Drehbuch mit Dialogen. Sie arbeitet gerne in Projekten mit, die festen und starke Texten bieten. „Das ist jetzt bei den Discountern total der Luxus, improvisieren zu können. Ich glaube, bei den meisten liegt das in der Natur des Schauspielers oder der Schauspielerin, dass man viele Impulse hat, Ideen hat und aus der eigenen Fantasie fiel entspringt.“ Das Set der Discounter vergleicht sie mit einem Abenteuerspielplatz für die SchauspielerInnen, wo sie dem alles nachgehen können.
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Inwiefern haben sich Oskar, Bruno und Emil von Staffel 1 weiterentwickelt? Sie haben bemerkt, dass der Schreibprozess für das Drehbuch viel schneller war, weil sie diesmal wussten, wie man richtig erzählt. Auch technisch entwickelten sie sich weiter. Sie kennen sich mit den Objektiven besser aus, welche Objekte sie wann einsetzen müssen oder wie weit die Kamera sein soll.
Am Anfang fiel es ihnen noch schwer und sie sagten Ausdrücke wie „Drück mal auf Play und mach mal eher etwas Weiteres.“ Und jetzt heißt das Teleobjektiv bei ihnen Kanone.
Scheint so, als haben nicht nur Supermärkte eine Geheimsprache. Denn Oskar, Emil und Bruno entwickeln auch ihre eigenen Codes. „Wenn wir am Set sind, fragen die sich immer, was labern die für eine Scheiße“, erzählt Oskar.
Klara arbeitet neben ihres Schauspieljobs an neuen Projekten. Sie ist neben dem Schauspielern auch Sängerin und testet gerade, in welche Musikrichtung sie gehen möchte. Ab und zu schreibt sie mit einer Freundin Texte und experimentiert mit einem Produzenten im Studio herum.
Auch Die kleinen Brüder feiern neben dem Projekt „Die Discounter“ Erfolge. Ihre Serie Intimate läuft ab dem Frühjahr auf Joyn und später dann auch auf ProSieben.
Ob und wann es eine dritte Staffel Die Discounter geben wird, haben sie leider nicht verraten. Nachdem ich die vier durch das Interview besser kennengelernt habe, weiß ich, dass es ihnen am Set Spaß gemacht hat und sie kaum aufhören konnten, darüber zu erzählen. Vielleicht ist eine dritte Staffel doch nicht so weit entfernt.